Revitalisierung Hauptstraße Rielasingen
KATEGORIE
ORT
Rielasingen-Worblingen
JAHR
2025
VERFAHREN
Nichtoffener Wettbewerb
STATUS
2. Preis
AUSLOBER
Gemeinde Rielasingen-Worblingen
Beschreibung
Leitidee
Unter dem Titel „100 Bäume Rielasingen-Worblingen“ setzt der Entwurf ein starkes Signal für eine klimaresiliente Ortsmitte. Die Wiederherstellung der historischen Platanenallee an der Hauptstraße bildet dabei das zentrale Rückgrat. Ergänzend dazu wird der alte Dorfbach in Form eines blau-grünen Retentionsbandes neu interpretiert. Regenwasser wird aufgenommen, gespeichert und ortsnah versickert.
Die Strategie basiert auf zwei Kernprinzipien: maximale Flächenentsiegelung und die Schaffung von Klimainseln. Stellplätze werden durch offene Beläge z. B. Rasenfugenpflaster klimaverträglich organisiert, während großzügige Grünflächen mit vielfältigen Baumarten Schatten, Biodiversität und Aufenthaltsqualität schaffen.
Im Süden entsteht ein Raumkontinuum aus aufeinanderfolgenden Plätzen – vom Albert-ten-Brink-Platz über den Brunnen- und Kirchplatz bis zum Laurenz-Sauter-Garten – das neue stadträumliche Qualitäten entfaltet. Ein durchgehender „Stadtteppich“ aus Betonsteinpflaster und Granit bindet die Teilräume zusammen und orientiert sich an den bereits neugestalteten Flächen in Rielasingen.
Hauptstraße
Die Hauptstraße wird durch die Platanenallee neu geprägt: Schatten, Kühlung und ein attraktiver Straßencharakter stehen im Vordergrund. Der Nachweis der geforderten Stellplätze wird zugunsten der Allee leicht unterschritten, wodurch sieben statt neun Plätze umgesetzt sind. Im Gegenzug entstehen Retentionsgärten entlang der Straße, die das historische Motiv des Dorfbachs aufnehmen und eine wassersensible Gestaltung ermöglichen.
Laurenz-Sauter-Platz
Der Kirchvorplatz wird zu einem multifunktionalen Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität entwickelt. Markt, Veranstaltungen und Spiel finden hier ebenso Platz wie Ruhe und Begegnung. Ein Fontänenspiel sorgt für erfrischende Kühlung, kann aber bei Bedarf zugunsten von Veranstaltungen abgeschaltet werden.
Große Holzsitzelemente begleiten die Klimainseln mit Bäumen und wassergebundener Decke. Ein Trinkbrunnen und ein grüner Rahmen durch höhere Bepflanzung ergänzen das Angebot. Die großzügig geöffnete Treppenanlage bindet den höher gelegenen Laurenz-Sauter-Garten an – Platz und Garten bilden ein komplementäres Paar aus urbaner Lebendigkeit und kontemplativer Ruhe.
Laurenz-Sauter-Garten
Der höher gelegene ehemalige Parkplatz wird zu einem grünen Rückzugsort mit klösterlich inspirierter Gestaltung. Heckenkarrees mit Duft- und Blühpflanzen, ein Brunnen und eine Skulptur schaffen einen Ort der Besinnung. Während der Kirchplatz urban und multifunktional ist, bildet der Garten den ruhigen Gegenpol – ein Kleinod im Zentrum.
Narrenbrunnen
Der historische Brunnen an der Bushaltestelle wird saniert und als Narrenbrunnen inszeniert. Die umgebenden Flächen werden entsiegelt, die Bestands-Platanen in Retentionsgärten integriert. So entsteht ein lebendiger Auftakt.
Albert-ten-Brink-Platz
Vor der Bücherei und den Geschäften entsteht durch die Verlagerung der Bushaltestelle ein neuer Platz. Die angrenzenden Stellplätze werden kompakt im Norden organisiert, wodurch im Süden Raum für eine Platzgestaltung mit Baumhain, Retentionsgarten und Sitzinseln frei wird. Der Platz stärkt die Verbindung zwischen ÖPNV, Einzelhandel und öffentlichem Raum und bietet mit einem Trinkbrunnen eine zusätzliche Aufenthaltsqualität.
Klima und Wassermanagement
Die Gestaltung verfolgt konsequent eine blau-grüne Infrastruktur:
• Retentionsbeete entlang der Hauptstraße nehmen Regenwasser auf, entlasten die Kanalisation und verbessern das Mikroklima.
• Klimainseln auf den Plätzen sorgen durch Verdunstung und Verschattung für angenehme Temperaturen.
• Das Fontänenspiel mit Vernebelung auf dem Laurenz-Sauter-Platz verstärkt die Kühlung im Sommer.
Mobiliar und Ausstattung
Zentrales Element ist das Stadtsofa aus FSC-zertifiziertem Holz, das auf allen Plätzen zum Sitzen und Verweilen einlädt. Fahrradbügel und Mülleimer aus einer abgestimmten Produktfamilie ergänzen das robuste und hochwertige Ausstattungskonzept.
Beleuchtung
Eine insektenfreundliche LED-Beleuchtung inszeniert die Plätze und die Hauptstraße. Mastleuchten sorgen für gleichmäßige Ausleuchtung, Effektlichter unter den Stadtsofas und die Beleuchtung des Fontänenspiels schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre. Intelligente Steuerungssysteme ermöglichen zeit- und bewegungsabhängiges Dimmen.
Materialität
Ein durchgehender Stadtteppich aus ökologischen Pflastersteinen verbindet die Räume. Die warmen Beigetöne und die Verlegung im Reihenverband erzeugen ein ruhiges, homogenes Bild. Die wasserdurchlässigen Beläge mit Natursteinvorsatz mindern die Aufheizung des Stadtraums und knüpfen an die Materialität der bereits realisierten Flächen in Rielasingen an.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Das Konzept verbindet hohe gestalterische Qualität mit langfristiger Wirtschaftlichkeit. Dauerhafte, robuste Materialien und klimaresiliente Bepflanzungen reduzieren Unterhaltskosten. Durch Entsiegelung, Regenwassermanagement und Biodiversitätsförderung wird die ökologische Leistungsfähigkeit gestärkt. Damit entsteht ein nachhaltiger Freiraum, der sowohl ökonomisch tragfähig als auch ökologisch wertvoll ist und den Bürgerinnen und Bürgern Rielasingens einen dauerhaften Mehrwert bietet.




