Weiterentwicklung Zechwald-Areal in Lindau
KATEGORIE
ORT
Lindau am Bodensee
JAHR
2025
VERFAHREN
städtebaulicher Realisierungswettbewerb
AUSLOBER
Rhomberg Bau GmbH Lindau
ARCHITEKTUR
Beschreibung
Freiraumcharaktere
Die bauliche Gestalt des Quartiers wird durch eine Struktur differenziert gestalteter Freiräume gegliedert, die situationsbezogen unterschiedliche Erfahrungen, Atmosphären und Qualitäten anbieten. Herz und Rückgrat des Quartiers bildet die diagonal verlaufende Platzabfolge zwischen Bregenzer Straße, Max-Halbe-Weg und Kopernikusplatz. Im Zusammenspiel mit dem grünen Boulevard als zentrale blau-grüne Infrastruktur und den stark durchgrünten Innenhöfen, entsteht ein abgestuftes Freiraumsystem mit unterschiedlichem Grad an Öffentlichkeit. Selbst im dichten Siedlungsbereich entsteht durch eine Vielzahl von Baumpflanzungen und Vegetationsflächen ein positives Verhältnis zwischen Grün und notwendig versiegelten Erschließungsflächen.
Platzkontinuum
Wesentlichstes Element ist die zusammenhängende, zentrale Platzabfolge, die als grüner und zugleich urbaner Baustein zum prägenden, Identität-stiftenden Kontinuum im städtebaulichen Gefüge wird. Der multifunktional gedachte Raum übernimmt unterschiedlichste Funktionen. Rasenflächen dienen der individuellen Aneignung. Dazu Lieblingsorte und ein Angebot an Spiel- und Erholungsflächen erzeugen ein qualitätvolles Grundgerüst und die Möglichkeit der nachbarschaftlichen Begegnung. Umfangreiche Großbaumpflanzung sorgen für viel Schatten und mikroklimatische Verbesserungen. Zur Stärkung der Klimaresilienz dienen übergeordnete Retentionsbereiche als Regenrückhalt. Der so wichtigen Funktion der Durchlüftung und Kühlung des Stadtkörpers wird durch den zentralen Freiraum im hohen Maße Rechnung getragen.
Regenwassermanagement
Das Konzept basiert auf der Vision eines klimaresistenten Stadtquartiers mit integrierter Wasserbewirtschaftung und urbanen Grünflächen. Durch gezielte Regenwasserretention und -Versickerungssysteme wird Niederschlag effektiv genutzt, um die städtische Überhitzung zu minimieren und die Grundwasserreserven aufzufüllen. Diese Systeme, kombiniert mit umfangreichen Verdunstungsflächen, spielen eine zentrale Rolle in der Regulierung des Mikroklimas. Die geplanten Gründächer und Fassadenbegrünung sind nicht nur visuell ansprechend, sondern bieten auch praktische Vorteile: Sie verbessern die Luftqualität, reduzieren den Energiebedarf für die Gebäudekühlung und bieten neuen Lebensraum für städtische Flora und Fauna.
Energie
Für einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz werden alle Dachflächen konsequent mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die erforderlichen Retentionsqualitäten werden durch eine Kombination mit intensiver Begrünung oder der Nutzung von Mäanderplatten bzw. samenfreiem Substrat erreicht. Der lokal erzeugte Strom soll über ein quartiersübergreifendes Energiemanagementsystem für die Gebäude und Mobility-Hubs nutzbar gemacht werden. Energiespeicher in den Mobility-Hubs sorgen für eine hohe Stromeigenversorgung und genügend Leistung für die E-Mobil-Ladeinfrastruktur. Neben der Nutzung der Sonnenenergie hilft ein mittels dezentraler Wärmepumpen genutztes regenerativ gespeistes kaltes Nahwärmenetz bei der bedarfsgerechten Wärmeversorgung der sukzessiv zu realisierenden Bauabschnitte.
Smart City
Der Entwurf reagiert auf die veränderten Lebensbedingungen durch den Klimawandel und hat gleichzeitig zum Ziel, klimaneutral zu sein. Das Konzept greift die Herausforderungen der Energiewende im urbanen Raum auf und zielt auf eine sektorenübergreifende Vernetzung der Gebäude- und Mobilitätsinfrastruktur. Ziel ist das „Smarte Quartier“, das eine effiziente Energieversorgung, einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien und die Integration von Mobilitätsdienstleistungen in die digitale Haustechnik beinhaltet. Hierzu werden möglichst viele Neubauten des Stadtquartiers in Hybrid- oder Holzbauweise realisiert oder ausgestaltet, sodass in Zukunft flexibel auf mögliche Nutzungsänderungen baulich reagiert werden kann. Die vorgeschlagene Bebauung besteht aus kompakten Gebäudetypen, die mit kleinem Oberflächen-/Volumenverhältnis niedrige Baukosten und geringe Energieverbräuche erwarten lassen.
Ökologie
Die weitgehende Begrünung schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit den Retentionsflächen ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die Freiflächen sind mit klimaverträglichen Baumarten bepflanzt. Eingestreute Obstgehölze erhöhen die Biodiversität und leisten einen Beitrag zur „essbaren Stadt“. Die offenen Grünflächen sind zu einem großen Anteil als artenreiche Blühwiesen angelegt die Bienen und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Die Multikodierung der Flächen fördert Naturerfahrung und trägt darüber zu einem Naturverständnis des gleichberechtigten Nebeneinanders von Mensch und Natur bei.




